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3000 SEELEN - Episoden aus Katsdorf
Genre:Dokumentation
Länge:55
Schauspieler:
Regie:Johannes Pröll
Erscheinungsjahr:2013
Internet:
Beschreibung:Der Katsdorfer Filmemacher und Regisseur Johannes Pröll sammelt seit einigen Jahren Filmmaterial, das in und über Katsdorf entstanden ist.

In seinem Dokumentationsfilm "3000 Seelen" bekommen wir in den verschiedenen Episoden viele Eindrücke aus dem Gesellschaftsleben und der architektonischen Weiterentwicklung von Katsdorf zu sehen - vor allem aber Menschen, die das Katsdorfer Leben geprägt haben. Katsdorferinnen und Katsdorfer reflektieren in Interviews die Entwicklung der Gemeinde und entwerfen ein Bild ihrer Heimat. Im Zentrum stehen die Menschen und die vielen Gesichter des Dorfes.

3096 Tage
Genre:Drama
Länge:105
Schauspieler:Jaymes Butler, Thure Lindhardt, Antonia Campbell-Hughes
Regie:Sherry Horimann ("Wüstenblume")
Erscheinungsjahr:0000
Internet:http://www.3096tage.de/#/home
Beschreibung:Natascha Kampusch (als Kind: Amelia Pidgeon) ist 10 Jahre alt, als sie 1998 auf dem Schulweg von dem Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil (Thure Lindhart) entführt wird. Sie wird von ihm achteinhalb Jahre lang in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten. 2006 gelingt Natascha (erwachsen: Antonia Campbell-Hughes) die Flucht, und Wolfgang Priklopil nimmt sich das Leben. Nach Natascha Kampuschs Selbstbefreiung gerät ihre Entführung ins Zentrum politischer Machtspiele und sensationslüsterner Berichterstattung der Medien. Sie wird in Talkshows eingeladen und gelangt zu einer schier unglaublichen Berühmtheit. Die gesamte Nation interessiert sich für das Schicksal der Natascha Kampusch. Doch bald schon stellt sie fest, dass ihr Weg in die Freiheit noch lange nicht vorbei ist.

360
Genre:Drama, Episodenfilm
Länge:110
Schauspieler:Rachel Weisz, Jude Law, Anthony Hopkins, Ben Foster, Moritz Bleibtreu
Regie:Fernando Meirelles
Erscheinungsjahr:2012
Internet:
Beschreibung:Ein Mann beschließt während einer Geschäftsreise, nicht fremdzugehen – eine Entscheidung, die eine Reihe bewegender und dramatischer Ereignisse rund um den Erdball nach sich zieht.
360 verwebt Liebesgeschichten und Beziehungen von Menschen aus unterschiedlichen Metropolen der Welt elegant und unterhaltsam zu einer einzigen romantischen Erzählung über die Liebe und das Leben im 21. Jahrhundert. Alle Protagonisten sind getrieben von Wünschen und Sehnsüchten; sie lieben, träumen, sind glücklich oder traurig, rastlos auf der Suche und voller Widersprüche; jeder lebt sein Leben, so gut er es vermag – und doch sind all diese Leben miteinander verbunden. Ein Blick auf die moderne Welt wie durch ein faszinierendes und mitreißendes Kaleidoskop.
Fernando Meirelles drehte seine lose an Arthur Schnitzlers „Reigen“ angelehnte Geschichte in großen Teilen in Wien und versammelt vor seiner Kamera Spitzenstars wie Anthony Hopkins, Rachel Weisz, Jude Law, Ben Foster, Moritz Bleibtreu oder Johannes Krisch. Kunstvoll verwebt Meirelles neun amouröse Geschichten von Menschen rund um den Erdball, die jedoch alle zusammenhängen und in einer 360-Grad-Drehung wieder zu ihrem Ausgangspunkt nach Wien zurückkehren.

Meirelles hantiert dabei gekonnt mit seinem Material; er lässt seinen unterschiedlichen Figuren genug Raum zur Entfaltung, und nur selten fehlt es einem an Tiefe in ihrer Zeichnung. Jedoch kann man Meirelles Ansinnen nach einer möglichst umfassenden Darstellung amouröser Verquickungen nur schwer konzentriert folgen, weil „360“ geradezu gespickt ist mit großen Namen. Der Star-Appeal des Films wird ihm vielleicht an der Kinokasse helfen, nicht jedoch bei einer stringenten, fokussierten Erzählung. Filme wie diese sind zumeist am besten, wenn sie mit unbekannten Gesichtern besetzt sind, die große Authentizität besitzen. Jedoch: „360“ ist keineswegs missraten; der Film entfaltet aller bekannten Gesichter zum Trotz eine Stimmigkeit, in manchen Episoden geradezu eine wunderbare Sogwirkung.

4 Monate, 3 Woche, 2 Tage
Genre:Drama; Goldene Palme 2007 in Cannes
Länge:113
Schauspieler: Anamaria Marinca, Laura Vasiliu, Vlad Ivanov, Alex Potocean, Luminiţa Gheorghiu
Regie:Christian Mungiu
Erscheinungsjahr:2007
Internet:
Beschreibung:4 Monate, 3 Wochen und zwei Tage“ gewann in Cannes die Goldene Palme und ist für den Europäischen Filmpreis nominiert. Regisseur Cristian Mungiu schafft es in dem erschütternden Drama, das Lebensgefühl während der Ceausescu-Diktatur in Rumänien ganz ohne Politik und Geheimpolizei auf die Leinwand zu bringen. Am Schluss des Films verlangt Otilia von ihrer Freundin, dass sie nie wieder über ihr Erlebnis reden. Mungiu geht den umgekehrten Weg: Im ersten Film einer geplanten Serie über den Alltag im Kommunismus zerrt er mit beispielloser Vehemenz Dinge ans Tageslicht, an die sich wohl viele Zeitgenossen erinnern können, über die aber der Mantel der Scham gehüllt war.

Zwei Jahre vor dem Sturz des rumänischen Diktators liegt das Land in fast völliger Dunkelheit – abends gibt es kaum Straßenbeleuchtung, um Strom zu sparen. Das Gas wird tagsüber abgedreht, die Mutter von Otilias Freund Adi muss ihren Geburtstagskuchen also früh backen. Ohne Bestechung mit westlichen Konsumartikeln läuft im Alltag nichts mehr: Otilia kann ein Hotelzimmer nur mit Hilfe einer Packung Zigaretten der Schlüsselmarke Kent mieten. Seit 1966 ist Abtreibung verboten, und das in einem Land, in dem es die Pille nicht gibt.

Der Regisseur konfrontiert zwei junge Frauen Anfang 20, Mädchen im Grunde noch, mit einer zerbrechenden Gesellschaft, die das Beste was sie haben, Unschuld und Vertrauen, nicht unterstützen kann. Die schwangere Gabita ist ein bisschen zu verträumt und zu naiv für diese Welt, so dass sich ihre blonde Freundin Otilia zur beschützenden Managerin entwickelt hat. Sie ist rhetorisch kompetent, sie feilscht, verhandelt, bleibt stets freundlich und kalkuliert ihre Worte mit großer Akribie. Und dennoch sind permanente Demütigungen unumgänglich. Weil Otilia etwas braucht, ist sie schon an der Hotelrezeption unterlegen. Die größte Kraft entfaltet Mungius Drama in den brutalen Dialogen, die einem einzigen Schema folgen: Wie kann der Gesprächspartner unter Druck gesetzt, ja gar mit Tatsachenverdrehung entmachtet werden?

Herr Bebe perfektioniert diese Art der Argumentation. Während er im Hotelzimmer die verbale Schlinge um Gabita und Otilia zuzieht, vergisst man fast, weiter zu atmen. Es ist aber keineswegs so, dass der Film den moralischen Zeigefinger hebt. Im Stil einer Dokumentation folgt die Kamera Otilia auch zur Geburtstagsfeier im Elternhaus ihres Freundes, wo belanglos geplaudert wird. Die bleierne Schwere, die die Zuschauer so schnell nicht wieder loslässt, erhält aber nur neues Gewicht durch diesen Zwiespalt zwischen behaupteter Behaglichkeit und dem versteckten Kampf der beiden Freundinnen, nicht unter die Räder zu kommen.

Die Stilmittel des Films haben sicherlich auch zur Preisverleihung in Cannes beigetragen. Um Authentizität bemüht, ließ Mungiu die meisten Szenen in einer einzigen Einstellung filmen. Das hat zur Folge, dass Dialoge oft mit Blick auf eine einzige Person verfolgt werden, während die andere aus dem Off spricht. Mungiu verwirklichte auch seinen Spleen, die Sprache fern von antrainierter Mikrofondeutlichkeit aufzunehmen. Und dann ist da noch die Farbe, die in ihrer Blässe die Bedrückung der Charaktere pointiert. In den Außenaufnahmen sind Schneereste zu sehen – Symbole von Kälte und Auszehrung.

Kontrovers bis über die Schmerzgrenze hinaus variiert die Handlung die Zerstörung von Leben, vom abgetriebenen Fötus bis zu den Blessuren auf den Seelen der jungen Frauen. Ihre gesellschaftliche Initiation kostet einen entwürdigend hohen Preis. Kein Film für schwache Nerven, doch ein Kunstwerk, das in seiner Schonungslosigkeit sozusagen Realität komprimiert.

4 Oscars 2018: THREE BILLBOARDS OUTSIDE EDDING, MISSOUR
Genre:Drama
Länge:116
Schauspieler:Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, John Hawkes, Peter Dinklage, Caleb Landry Jones
Regie:Martin McDonagh
Erscheinungsjahr:2018
Internet:
Beschreibung:Der Film "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" war einer der Favoriten bei den Golden Globes. Er handelt von Gewalt, Rassismus und einer kompromisslosen Kämpferin.
Wie Mahnmale ragen die drei Reklametafeln in die triste, vernebelte Landschaft. Halb verfallen sind sie und zu nichts mehr zu gebrauchen, irgendwo weit draußen, an einer Straße, die niemand mehr benutzt. Doch das wird sich ändern. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri heißt Martin McDonaghs neuer Film, mit dem der irische Dramatiker und Regisseur auf der diesjährigen Golden-Globe-Verleihung überraschend breitflächig abgeräumt hat: bester Film, bestes Drehbuch, beste Hauptdarstellerin (Frances McDormand), bester Nebendarsteller (Sam Rockwell).
Schon in den ersten Minuten stellt sich die Frage: Ist es eine Komödie, ist es eine Tragödie? Die klare Antwort: Es ist beides. Vor allem ist Three Billboards ein hinreißender Film. Ebbing, Missouri, scheint eine ganz normale Kleinstadt zu sein. Hauptstraße mit Geschäften; ein Andenkenladen, eine Schule. Und ein Polizeiproblem. Und damit ist nicht der ganz normale strukturelle Rassismus gemeint, der offenbar auf der Polizeiwache herrscht und in dem tumben Officer Dixon (Sam Rockwell) eine prächtige Symbolfigur gefunden hat; einem Muttersöhnchen mit kleinem Hirn und schwer kontrollierbarer Aggressivität.
Doch darum geht es nicht, nicht in erster Linie. Es ist etwas passiert in Ebbing, Missouri. Vor sieben Monaten wurde Angela, die Tochter von Mildred Hayes (Frances McDormand) unweit jener drei Werbetafeln und unweit ihres eigenen Hauses vergewaltigt und verbrannt. Sieben Monate, in denen die Polizei keinerlei Hinweise auf den Täter gefunden hat. Eine DNA-Spur wurde zwar gefunden, doch die ist keiner registrierten Person zuzuordnen.
Also steht Mildred eines Tages im Büro des Anzeigenverkäufers Red Welby (Caleb Landry Jones) und mietet die drei Billboards, die seit dem Bau der Umgehungsstraße unbeachtet in der Gegend herumstehen. Darauf prangert Mildred die ihrer Ansicht nach lasche Polizeiarbeit und namentlich die vermeintliche Untätigkeit des Polizeichefs Bill Willoughby (Woody Harrelson) an. Damit setzt sie – ganz bewusst – einen Mechanismus von Druck und Gegendruck in Gang. Die Kleinstadt gerät in Aufruhr und inmitten des Tumults steht Mildred aufrecht, mit unbewegtem, harten Gesicht.
Alles an diesem Film hat einen doppelten Boden, kein Charakter ist eindimensional gezeichnet; jeder hat seine Geschichte, die im Verlauf des Films zu einem mal größeren, mal kleineren Schicksal wird. Und weil Three Billboards bis in die letzte Nebenrolle durchdacht und schlüssig besetzt ist, wird daraus ein so ungewöhnlicher Film. Ein Film, bei dem man sich hin und wieder fragt, ob er nicht ein wenig zu perfekt ist. So rasant läuft der Witz, so komisch und manchmal slapstickhaft spielen sich die Figuren in ihren oft nur hingebellten Dialogen die Bälle hin und her. Ein echtes Pointenfeuerwerk. Aber jedes Mal, wenn der Gedanke aufkommt, dass es jetzt gerade etwas zu brillant wird, schlägt die Situation durch eine Geste, einen Gesichtsausdruck, eine neue Wendung um in völlige Ironiefreiheit und zeigt uns die Charaktere nackt und bloß in ihrem ganzen Elend. Das ist Timing und Einfühlungsvermögen vom Feinsten.
Es geht nicht oder nur ganz nebenbei um die Aufklärung des Verbrechens. Mildred Hayes ist eine Kohlhaas-Figur. Ihr geht es um die weltliche Gerechtigkeit, die sie glaubt, nicht zu bekommen. Ihr Antrieb, und das macht sie zu einer sehr zeitgemäßen Figur, ist eine hinter ihren Augen flackernde Wut, die vom Gefühl der Machtlosigkeit gespeist wird. Sie glaubt nicht mehr an Institutionen, also schreitet sie selbst zur Tat. Ein weiblicher John Wayne, der jedem, der ihr blöd kommt, zwischen die Beine tritt, selbst wenn es sich um eine Frau handelt.
(aus "Zeit online")


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