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A HAUNTING IN VENICE
Genre:Verfilmung nach Agatha Christie
Länge:103
Schauspieler:Kenneth Branagh, Kelly Reilly, Michelle Yeoh
Regie:Kenneth Branagh
Erscheinungsjahr:2023
Internet:
Beschreibung:Bereits sechs Jahre ist es her, dass Kenneth Branagh in „Mord im Orient Express“ (2017) zum ersten Mal den ikonischen Meisterdetektiv Hercule Poirot mimte und zugleich als Regisseur und Produzent agierte. Die aufwendig angelegte Produktion samt beeindruckendem Cast konnte zwar in den Kritiken nur bedingt überzeugen, war jedoch  in finanzieller Hinsicht ein voller Erfolg. Es folgte 2022 die zweite Christie-Adaption, „Tod auf dem Nil“. Nun ist Branaghs dritter Poirot-Krimi erschienen: „A Haunting in Venice“ folgt zu weiten Teilen dem Erfolgsrezept der beiden Vorgänger und setzt auf bombastische Produktionswerte und eine illustre Darstellerriege. Doch der Film schlägt auch eine völlig neue Richtung ein und präsentiert sich als Hommage an den klassischen Gothic-Horror.

Venedig, 1947: Hercule Poirot ist im Ruhestand und lebt inzwischen in der glamourösen Lagunenstadt, wo er sich von der Außenwelt weitestgehend abgeschottet hat. Am Abend des 31. Oktobers besucht er, beauftragt von einer Freundin, der Autorin Ariadne Oliver (Tina Fey), widerwillig eine Séance, die in einem heruntergekommenen Palazzo abgehalten wird. Er soll Mrs. Reynolds (Michelle Yeoh), die als Medium auftritt, als Betrügerin enttarnen. Doch dann wird einer der Séance-Teilnehmenden ermordet – und Poirot muss sich einem Fall stellen, der nicht nur mit einem tragischen Todesfall im vergangenen Jahr zusammenhängt, sondern ihn zugleich an die Grenzen seines rationalen Denkens bringt.

Nahezu unzählige Male sind die Detektivgeschichten rund um Hercule Poirot bereits verfilmt worden. Einige dieser literarischen Vorlagen von Agatha Christie sind inzwischen dermaßen bekannt, dass jegliche neue Adaption es schwer hat, gegen ihre Vorgänger anzukommen – so auch bei Mord im Orient Express und Tod auf dem Nil. Nur wenige Kriminologen haben einen dermaßen ikonischen Bekanntheitsgrad erreicht wie Poirot. Um aus dieser Masse an Filmen hervorzustechen, muss eine Neuadaption zwangsläufig neue Wege gehen. Damit hatten die beiden Vorgängerfilme ihre Schwierigkeit, denn sie waren einerseits  konventionell und andererseits  gekünstelt.

Nun schlägt A Haunting in Venice von Anfang an eine völlig neue Richtung ein: Der Film stellt sich als eine Kreuzung aus Agatha-Christie-Whodunit und Gothic-Horror heraus. Hercule Poirot zweifelt an seinem eigenen Verstand – den für ihn wichtigsten Besitz – und muss sich der Frage stellen, ob es nicht doch Gespenster in dieser Welt gibt. Auf unerklärliche Weise weiß das Medium Mrs. Reynolds private Dinge über ihn; wie von Geisterhand fliegen Türen und Fenster auf; ein mysteriöses Wispern raunt durch den alten, verfallenen Palazzo. In puncto Inszenierung zieht A Haunting in Venice dabei alle Register, die man auch von Filmen wie Schloß des Schreckens (1961) und Bis das Blut gefriert (1963) kennt. Immer wieder kommen verstörende Nahaufnahmen, verzerrte Perspektiven und schräge Kamerawinkel zum Einsatz; jede Einstellung strotzt vor Symbolik und Bedeutung. Auch die beeindruckenden Aufnahmen Venedigs im Dunkeln tun ihren Teil, um die nötige Atmosphäre zu erzeugen.

Dann entwickelt der Film Strahlkraft und es ist ein wahres Vergnügen, das Kammerspiel der Schauspielerinnen und Schauspieler zu betrachten, die allesamt ihr Bestes geben. Da ist es auch leicht zu verzeihen, dass die Auflösung des Falls für das aufmerksame Publikum ein wenig vorhersehbar ist.

Agatha Christies Vorlage, Die Halloween-Party (1969; in Deutschland ursprünglich unter dem Titel Die Schneewittchen-Party erschienen), ist eindeutig nicht der stärkste Krimi im Gesamtwerk der Autorin. Deswegen ist die Erzählung bis heute eher unbekannt und genau das macht sich Branaghs neuester Film zunutze. A Haunting in Venice nimmt sich große Freiheiten im Umgang mit der Vorlage: Handlungsort, Charaktere, Kriminalfall – all diese Elemente werden in der Adaption abgeändert und neu interpretiert. Dem Gedanken eines Christie-Myseriums bleibt die Adaption dabei stets treu, erschafft aber zugleich die Bedingungen für das bessere filmische Erlebnis. So wird aus einem englischen Landhaus die beeindruckende Kulisse Venedigs, Christies eher spartanisch angelegte Charaktere werden dreidimensional ausgefüllt und der Fall an sich deutlich düsterer gestaltet. Daher ist A Haunting in Venice trotz einiger Schwächen der mutigste und überzeugendste Film unter den bisherigen Christie-/Branagh-Produktionen.

(aus "KINO ZEIT")


A LA CARTE - FREIHEIT GEHT DURCH DEN MAGEN
Genre:Französischer Leckerbissen; Kulinarisches Kino
Länge:117
Schauspieler:Isabelle Carré, Grégory Gadebois, Benjamin Lavernhe
Regie:Éric Besnard
Erscheinungsjahr:2022
Internet:
Beschreibung:Als Regisseur beglückte der Franzose Éric Besnard sein deutsches Publikum zuletzt mit einer Wohlfühlkomödie über eine Obstbäuerin (Birnenkuchen mit Lavendel). Auch in seinem neuen Film geht es kulinarisch zu. Diesmal denkt Besnard die Französische Revolution von der Küche aus.

 
Pierre Mancerons (Grégory Gadebois) Kellerküche läuft wie eine gut geölte Maschine. Wenn der wohlgeformte Mann Ende des 18. Jahrhunderts durch die lichtdurchfluteten Räume unter dem Schloss des Herzogs von Chamfort (Benjamin Lavernhe) schreitet, hat er alles im Blick und im Griff. Er legt hier noch einmal letzte Hand an und degradiert dort eine Küchenhilfe zum Tellerwäscher. Ein Stockwerk höher diniert die feine Gesellschaft und macht sich über den Hunger des Fußvolks lustig. Ihr Geist ist so leer wie ihr Portemonnaie prall gefüllt ist. Veränderungen sind unerwünscht – in der Politik wie auf dem Speiseplan.

Kreativität und Stolz kosten Pierre Manceron schließlich die Stelle. Entgegen den Anweisungen des Hofverwalters Hyacinthe (Guillaume de Tonquédec) wagt der Koch etwas Neues. Doch seine Pasteten, die er auf den Namen „Köstlichkeiten“ tauft, kommen zu Tisch nicht gut an. Sie enthalten Trüffel und Kartoffeln, doch alles, was unter der Erde wachse, sei des Teufels. Das fräßen nur die Schweine (und die Deutschen). Pierre will sich für seine Kreation partout nicht entschuldigen. Statt mit seinem Herrn an den Königshof nach Versailles zu fahren, zieht er erst einmal herrenlos durch die Lande.

Diese ersten Minuten geben die Richtung vor. Éric Besnard setzt seinem Publikum nicht nur kulinarische Köstlichkeiten vor, sein Film ist auch ein Augenschmaus – egal ob Kameramann Jean-Marie Dreujou (Meine Zeit mit Cézanne, Der letzte Wolf u. a.) die Gerichte, die Klamotte oder die Landschaften im Wandel der Jahreszeiten einfängt. Die Farben leuchten und das Essen, das zwischendurch wie ein Stillleben drapiert die Übergänge von einem Kapitel zum nächsten ankündigt, lässt einem beim Zusehen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die verlassene Poststation seines alten Herrn, der inzwischen unter der Erde liegt, wird Pierres neue Heimat. Gemeinsam mit seinem Sohn Benjamin (Lorenzo Lefèbvre), dem dort hausenden Wilderer und Schnapsbruder Jacob (Christian Bouillette) und der Fremden Louise (Isabelle Carré), die eines Tages vor der Tür steht und bei Pierre in die Lehre gehen will, richtet er das heruntergekommene Gehöft seines Vaters wieder her. Mit neuen Gerichten und neuen Ideen wird daraus nach und nach ein in Frankreich bislang unbekanntes Konzept: ein Restaurant – das jedermann bedient, unabhängig vom Stand und Geldbeutel. Die Revolution wirft ihre Schatten voraus.

Der 1964 geborene Éric Besnard ist schon lange im Geschäft. Das Essen hat er erst vor Kurzem als filmisches Thema für sich entdeckt. Zuvor schrieb und drehte er unter anderem Abenteuer-, Action- und Science-Fiction-Filme, darunter Mathieu Kassovitz‘ Babylon A.D. (2008) und Nicolas Boukhriefs Cash Truck – Der Tod fährt mit (2004), der gerade erst von Guy Ritchie ein Remake verpasst bekam. Gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Boukhrief hat Besnard jetzt auch das Drehbuch für À la Carte geschrieben.

Sein Film ist eine witzige und warmherzige Alternativgeschichte der Französischen Revolution. Er handelt von einem sensiblen und zerbrechlichen Mann, der sich im Verbund mit Gleichgesinnten neu erfindet. Hier geht nicht nur die Liebe, sondern auch die Freiheit durch den Magen, wenn die Liebe nicht gerade auf den Magen schlägt. Wie ein Menü mit unzähligen Gerichten ist aber auch dieser Film ein wenig zu lang. Den einen oder anderen Gang hätte sich Besnard sparen können. Wie es sich für ein gelungenes Menü gehört, endet der Film mit einer Nachspeise: Rache wird bei Besnard nicht nur kalt, sondern auch ausgesprochen süß serviert.

(aus "KINO-ZEIT")
 

A QUIET PLACE 2
Genre:Horror, Thriller
Länge:98
Schauspieler:Cillian Murphy, Emily Blunt, Noah Jupe, Millicent Simmonds, Djimon Hounsou
Regie:John Krasinski
Erscheinungsjahr:2021
Internet:
Beschreibung:Ein Hochspannungs-Drama mit erstaunlichen Parallelen zur Corona-Pandemie.
Die Kinos haben nach der Corona-Pause wieder Saison - und sie beginnen die Sommerspielzeit mit einem echten Knüller. "A Quiet Place 2" ist ein nervenzerfetzendes SciFi-Drama mit Horror-Elementen, das aus dem üblichen Rahmen fällt. Erstens ist der Film der bisher größte Kino-Kassenhit des Jahres (Einnahmen: 200 Millionen Dollar). Und zweitens wirkt die Story wie eine Parabel auf die Schrecken der Covid-Pandemie. Dabei wurde "A Quiet Place 2" schon 2019 gedreht. Vor Corona also.
Das Drama beginnt mit einer Szene, wie sie uns heute nur zu vertraut ist. Die Kamera blickt auf eine völlig leere Straße; keine Menschenseele zu sehen. Lockdown? Alle in ihren Häusern versteckt? Weit gefehlt: Das ganze Städtchen hat sich am Sportplatz versammelt, wo gerade ein Baseball-Match läuft.

Es ist, verrät ein Insert, der Tag 1 von allen, die da kommen sollen. Vom Himmel her kündigt sich Unheil an. Die Außerirdischen landen. Es sind mörderische Kreaturen, die alle Menschen umbringen, derer sie habhaft werden. Der Familienvater Lee Abbott (John Krasinski) und seine Frau Evelyn (Emily Blunt) versuchen, ihre zwei Kids in Sicherheit zu bringen.

Dann ein Zeitsprung zum Tag 474 der Chronik. Lee Abbott, das wissen alle Kenner des ersten Films "A Quiet Place", ist längst tot. Er bezahlte den Einsatz, seinen Sohn Marcus zu retten, mit dem Leben.

Die nun verwitwete Evelyn Abbott ist noch einmal Mutter geworden. Mit ihrem Baby, ihrer taubstummen Teenie-Tochter Regan (Millicent Simmonds) und Sohn Marcus (Noah Jupe) zieht sie durch eine entvölkerte Landschaft. Die Suche nach einem sicheren Ort findet in völliger Stille statt. Denn die Aliens sind blind, haben aber ein perfektes Gehör. Der leiseste Ton lockt sie an, um ihr mörderisches Tun fortzusetzen.

Beide "A Quiet Place"-Filme waren nicht als Kommentare zum Zeitgeschehen gedacht, sondern als gruseliges Abenteuer-Kino. In dieser Hinsicht funktioniert "A Quiet Place 2" so vollendet wie sein Vorgänger. Die Story führt in eine verlassene Fabrik, in der einsiedlerhaft ein gewisser Emmett (Cillian Murphy) haust; ein schroffer und trauriger Mann.

Emmett nimmt sich widerwillig der Familie Abbott an. Bald sind auch sein Mut und seine Schlagkraft gefragt, denn er muss die taubstumme Regan retten, die sich auf der Suche nach einem Ausweg allein auf eine gefährliche Expedition begeben hat.

John Krasinski, der Darsteller des verstorbenen Lee Abbott, ist zwar auf der Leinwand nicht länger zu sehen, zieht aber als Autor und Regisseur die Fäden. In der spannendsten Sequenz teilt er seine Helden in drei Gruppen auf - und als Zuschauer zittert man dreifach mit, weil hinter jeder Ecke und jedem Baum das Alien-Unheil lauern könnte.

"A Quiet Place 2" ist also ein hochtourig und machtvoll brummendes (und obendrein famos gespieltes) Kino-Vehikel. Doch in unserer Zeit der Pandemie kommt man nicht umhin, die Fiktion auf der Leinwand mit unserer Realität zu vergleichen.

Man erkennt die Parallelen zwischen den todbringenden Aliens und den todbringenden Viren: Gegen beide Attacken besitzt der Mensch keine natürlichen Abwehrkräfte. Hier wie dort leiden die Kinder am meisten, weil sie alles verlieren, was eine unbeschwerte Kindheit ausmacht. Und hier wie dort wähnen sich die Menschen manchmal in trügerischer Sicherheit, der Alptraum könnte überstanden sein. Im Film ist das eine Kolonie von Insulanern, die in Frieden leben, weil die Außerirdischen nicht schwimmen können. Doch dann kommen die Killer-Kreaturen mit dem Boot. Und der Schrecken beginnt von neuem.
(aus "WIENER ZEITUNG")

A REAL PAIN
Genre:Drama
Länge:90
Schauspieler:Kieran Culkin, Jesse Eisenberg, Olha Bosova
Regie:Jesse Eisenberg
Erscheinungsjahr:2024
Internet:
Beschreibung:Die beiden Cousins David (Jesse Eisenberg) und Benji (Kieran Culkin) könnten nicht unterschiedlicher sein. Gemeinsam reisen sie nach Polen, um mehr über das Leben ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter zu erfahren. Der Roadtrip, der als Reise in die Vergangenheit gedacht war, konfrontiert die beiden mit der Gegenwart, in der sie ihre Beziehung zueinander und ihre Familiengeschichte hinterfragen.

„Eisenberg schickt die Cousins David und Benji auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer verstorbenen Großmutter und Holocaust-Überlebenden. Die Liebe zu ihr rauft die beiden zusammen, während sie durch ein eher unpittoreskes Polen reisen, die frühere Wohnung der Familie aufsuchen, eine Führung durch Majdanek mitmachen. Entladungen, teils hochkomisch, zwischen dem schüchtern-biederen David und dem depressiven Springteufel Benji sind dabei vorprogrammiert. Doch sie lernen, den eigenen Schmerz und den des anderen vor dem unfassbar größeren der Vernichtung anzuerkennen, mit ihm zu leben – die zauberisch-heilsame Begleitmusik von Chopin mag daran ihren Anteil haben.“ (Barbara Kronsfoth, Viennale)

A STAADE WEIS" - ein Adventnachmittag im Kino mit 3 Zit
Genre:
Länge:0
Schauspieler:
Regie:
Erscheinungsjahr:0000
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